Toys

„Toys“ – ein Werk von 2009 aus ca. 15 000 Mosaiksteinchen. Es ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der Erfahrung von sexualisierter Gewalt in der Kindheit. Inwieweit beeinflusst so eine Erfahrung das Ich-Bild als erwach(s)ener Mann? Welche Rollenklischees projiziert die Gesellschaft generell auf Männer, und welches Mann-Bild wird als Norm, auch in der Erziehung, vorgegeben und vermittelt?

Das Mosaik zeigt einen maskulin-markanten Mann mit überdimensioniertem Phallus. Dieser fällt, ob man will oder nicht, sofort ins Auge. Das ganze Motiv ist reduziert, holzschnittartig, es zeigt kaum Details. Zudem ist der Kopf zum Teil abgeschnitten. Man hat den Eindruck von massiver Zentriertheit auf rein körperlich-genitale Aspekte. Das Kognitive, die Persönlichkeit, der Charakter spielt keine Rolle. Dabei stellt das Motiv einen idealisierten Prototyp der Körperlichkeit eines Mannes dar, stilisiert, ein Traum- und Wunschbild, pure Oberfläche.

Kinder können sexualisierte Gewalt kaum bis gar nicht kognitiv verarbeiten, das Erlebte bleibt auf der Gefühlsebene stecken. Körperliche Attribute des männlichen Täters werden als massiv und über-groß erlebt, unter Umständen auch als faszinierend oder bedrohlich.

Gleichzeitig kann eine Identifikation mit den männlichen Attributen bzw. Geschlechtsmerkmalen des Täters geschehen: das Gegenüber wird unbewusst zum Vorbild für den eigenen noch jungen, unreifen Körper, wie er später auszusehen hat. Die Lösung von solchen Erfahrungen und Prägungen stellen für den betroffenen Menschen eine enorm große Herausforderung dar.

Das Mosaik ist für sich genommen schon eine Grenzüberschreitung in seiner Nacktheit und sexuellen Offenheit, und in unserer übersexualisierten, aber trotzdem (sprach-)gehemmten Gesellschaft umso mehr. Das natürliche Gefühl für das Sprechen über Sexualität und Intimität ist verloren gegangen. Die ungleich brutalere Erfahrung der Grenzüberschreitung, die die Opfer von sexualisierter Gewalt machen müssen, kann man so beim Anblick ansatzweise versuchen, nachzuvollziehen.

Und wieso der Titel „Toys“? Das verwendete Material ist eigentlich ein Spielzeug-Bausatz für Kinder, mit dem sie nach vorgegebenen Vorlagen Tiere, Gebäude etc. nachstecken können. Das von mir verwendete Motiv führt diese Unschuld ad adsurdum und zeigt die Spielwiese eines erwachsenen Menschen. Durch die Vermischung von Material und Motiv entsteht eine große Spannung.

Genau dieses Unwohlsein möchte ich bei den Betrachtenden auslösen.

Entstehungsjahr:

2009

Material:

Kunststoff, Aludibond

Maße:

111,5 x 80 x 1 cm